Ernst Kott erstellte die einzig bisher bekannte Baustellenbeschreibung vermutlich für die Sowjetische Militäradministration im Herbst 1945. Er hatte dazu die vorhandenen Stollen im Jonastal als Ist-Beschreibung ausführlich vermessen, kartographiert und beschrieben. Der folgende Erläuterungsbericht beschreibt die einzelnen Blätter der Kott-Mappe im Buchenwald-Archiv näher.
Allgemeines
Das auf beiliegenden Plänen dargestellte Bauwerk wurde Anfang November 1944 begonnen und Ostern 1945 infolge Zusammenbruch des Deutschen Reiches wieder eingestellt. Zu was für Zwecken das Bauwerk dienen sollte ist bisher geheimgehalten worden; auch heute ist man noch im Unklaren was es überhaupt werden sollte. Es waren Gerüchte im Umlauf, dass das Führerhauptquartier hierher verlegt werden sollte, dass es eine Abschussstelle der "V2" und dass es eine Fabrikanlage werden sollte. Da die ausgebauten Stollen nur 4,40 und 4,70 Meter breit sind, könnte nur das Führerhauptquartier in Frage kommen, auch daraus, dass vermutlich die Stollen mit Parkettfussboden ausgelegt werden sollten.
Die Baustelle liegt an der Nordseite der Jonastalstraße zwischen Arnstadt und Crawinkel. Als Baustellen sind die steilen Bergabhänge gewählt worden, sicherlich aus dem Grunde, große Abschachtungsarbeiten zu vermeiden. Fast parallel der Jonastalstraße entlang schlängelt sich der Wildbach „Wilde Weiße“. Dieser Bach führt nur bei starken Regenfällen und bei Schneeschmelze Wasser. Während der längsten Jahreszeit ist der Bach trocken.
Die Anfuhr der Baumaterialien und der Baumaschinen erfolgte per Lastwagen von Arnstadt und Crawinkel sowie durch eine Kleinbahn von 60 cm Spurweite vom Bahnhof Crawinkel. Das aus den Stollen gewonnene Steinmaterial ist zum Teil als Planum vor den Stolleneingängen angeschüttet und zum Teil per Kleinbahn von 90 cm Spurweite in Richtung Arnstadt bis Kilometerstein 5,0 abtransportiert worden.
Die maschinellen Anlagen, Reparaturwerkstätten und Materiallager sowie eine Küche mit Kantine befanden sich längs der Jonastalstraße. Die Bauarbeiterlager waren bis zu 3 Kilometer von der Baustelle entfernt. Als Unterkünfte dienten transportable Holzbaracken, die in den Wäldern links und rechts der Jonastalstraße errichtet waren. Alle im freien Gelände aufgestellten Gebäude und Maschinen waren gegen Fliegersicht mit Tarnmatten abgedeckt. Für die Ableitung der Abwässer von der Baustelle war eine 20 cm i/L weite Tonrohrleitung, die zum Teil schon verlegt war, vorgesehen.
Zu Blatt 2: Lageplan 1:1000
Die Baustelle besteht aus 4 Gruppen und zwar:
Gruppe I = Stollen 1-12
Gruppe II = Stollen 13-15
Gruppe III = Stollen 16-20
Gruppe IV = Stollen 21-25.
Nach dem Lageplan zu schließen, sollten alle Stollengruppen am Ende miteinander verbunden werden. In dem Lageplan sind die vorgetriebenen Stollen gelb und die ausbetonierten Stollen rot angelegt. Die Stollen 13 und 15 sind als Lagerräume für Sprengmunition verwandt worden. Die Stollenlängen sind verschieden groß, es sind
Stollen 1 = 110,- m
Stollen 2 = 65,5 m
Stollen 3 = 69,2 m
Stollen 4 = 99,5 m
Stollen 5 = 65,- m
Stollen 6 = 76,7 m
Stollen 7 = 93,3 m
Stollen 8 = 112,6 m
Stollen 9 = 107,- m
Stollen 10 = 113,- m
Stollen 11 = 128,5 m
Stollen 12 = 161,- m
Stollen 13 = 14,- m
Stollen 14 = 176,5 m
Stollen 15 = 34,3 m
Stollen 16 = 108,- m
Stollen 17 = 25,4 m
Stollen 18 = 88,3 m
Stollen 19 = 26,5 m
Stollen 20 = 107,5 m
Stollen 21 = 105,- m
Stollen 22 = 17,5 m
Stollen 23 = 105 m
Stollen 24 = 18,5 m
Stollen 25 = 108,- m
Zusammen = 2135,8 m
Hierzu kommen noch die Querstollen in einer Gesamtlänge von 817 Metern. Von sämtlichen Stollen sind 620 laufende Meter an Wänden und Decken betoniert. Über den Stolleneingängen haben die Felsen eine Mächtigkeit von 10-20 Metern und nach dem Stolleninnern nimmt die Mächtigkeit bis 100 Meter zu.