Am 5. Mai 2007 erfolgte in Crawinkel die Grundsteinlegung für ein mehrjähriges Projekt. Die ersten Ideen, Entwürfe und erfolglosen Fördermittelanträge gehen auf das Jahr 2004 zurück. Die letzten gestalterischen Arbeiten fanden am 1. Mai 2010 statt. Seit dem ist der öffentliche Informationspunkt in Crawinkel fertig.
Anschrift: Juniville-Platz, 99330 Crawinkel
Öffnungszeiten: 7 Tage / 24 Stunden
GPS: N 50°46`53", O 10°46`33"
Parkplatz auch für Busse ausreichend
Das Ziel dieses Projektes war es, dauerhaft am Bahnhof Crawinkel über die Zerstörung eines geschichtsträchtigen Eisenbahnwaggons im Kreis Gotha zu informieren. Im Mittelpunkt stehen dabei die Waffenstillstandsverhandlungen im Waggon ebenso wie der Frieden in Europa. Es entstand ein Anlaufpunkt für Geschichtsinteressierte, der historische Sachverhalte am Ort des Geschehens vermittelt. Der Bereich am Bahnhof erhielt eine parkähnliche Gestaltung und der Hauptzugang erfolgte im verkehrsberuhigten Bereich. Stellflächen für Fahrzeuge wurden ausreichend berücksichtigt. Im begehbaren Zentrum informieren ein Grundstein mit Inschrift sowie eine zusätzliche Schautafel in Deutsch, Englisch und Französisch interessierte Besucher aus ganz Europa und darüber hinaus. Ein Gleisstück verbunden mit einem Prellbock symbolisiert den Weg und „Die letzte Station“ dieses geschichtsträchtigen Eisenbahnwaggons und bildet gleichzeitig ein Alleinstellungsmerkmal mit hohem Wiedererkennungswert. Seit dem 04. Juni 2011 wächst ein Baum aus der französischen Partnergemeinde Juniville, der seit dem für die jahrzehntelange Freundschaft beider Gemeinden steht und gleichzeitig daran erinnert, dass die Freundschaft ähnlich wie dieser Baum gehegt und gepflegt werden muss. Seit diesem Tag trägt der Platz auch den Namen "Juniville-Platz".
Der Waffenstillstandswaggon, in dem einst zwei wichtige Verträge im Wald von Compiègne unterzeichnet wurden, war früher als Symbol von Sieg und gleichzeitig Niederlage verfeindeter Nachbarn weltbekannt. Seine lange Reise durch Europa und seine letzte Fahrt endete im Wald zwischen Crawinkel und Ohrdruf. Seit dem steht er durch seine Zerstörung auch als neues Symbol der Freundschaft und Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich.
Dieser Informationspunkt wird weiterhin durch eine Dauerausstellung in Crawinkel ergänzt. Im Gemeindezentrum "Alte Mühle" in Crawinkel wird derzeit die Ausstellung nach Umbau überarbeitet und im Frühjahr 2013 neu eröffnet. Beide Anlaufpunkte im Ort bilden gemeinsam das Dokumentationszentrum über den Waffenstillstandswaggon.
Wenn Sie französische Gäste im Kreis Gotha haben, dann sollte ein Besuch in Crawinkel zukünftig zum Pflichtprogramm gehören :-)
Am 11. November 1918 endete mit den Waffenstillstandsverhandlungen im Salonwagen Nr. 2419 D im Wald von Compiègne der Erste Weltkrieg. Die Waffenstillstandsbedingungen des Versailler Vertrages waren neben dem durch diesen mörderischen Krieg verursachten Elend bestimmend für die weitere politische Entwicklung Europas. Der Eisenbahnwaggon war danach gleichzeitig Symbol für den Sieg auf der einen und das Symbol für die Niederlage und so genannte Schmach auf der anderen Seite zweier europäischer Nachbarn. Am 21. Juni 1940 mussten Regierungsvertreter Frankreichs im gleichen Eisenbahnwaggon die erneuten, dieses Mal entgegengesetzten Waffenstillstandsbedingungen des Deutschen Reiches in Empfang nehmen. Der Waggon wurde danach als Kriegsbeute nach Berlin verbracht und ging am Ende des Zweiten Weltkrieges auf seine letzte Fahrt. Sie endete im Raum Thüringen, der vom nationalsozialistischen Regime als ein letztmögliches Rückzugsgebiet vor den alliierten Armeen vorbereitet wurde. Zu Beginn des Monats April wurde der Waffenstillstandswaggon, so seine Bezeichnung in vielen Geschichtsbüchern, im Wald zwischen Crawinkel und Ohrdruf zerstört. Zeitzeugen und Sachzeugnisse haben diese Tatsache bestätigt. Zu Recht wird der ursprüngliche Speisewagen und spätere Salonwagen als der berühmteste Eisenbahnwaggon der Welt bezeichnet.
Die französische Nation sieht im Waggon von Compiègne eines ihrer wichtigsten, historischen Monumente. Vor Ort im Wald bei Crawinkel gefundene Sachzeugnisse wurden dem französischen Museum der Gedenkstätte übergeben. Gegenüber dem Denkmal von General Foch im Wald von Compiègne wächst seit dem 05. Mai 1994 mittlerweile eine junge Eiche aus dem Wald von Crawinkel, gepflanzt durch Herrn Gerd Kratsch aus Ohrdruf. Er war nach der Wende maßgeblich an der Aufklärung des Schicksals dieses Eisenbahnwaggons beteiligt.
Die Grundsteinlegung gehört noch auch schon längst zur Geschichte. Es wurde an diesem Tag unter großer öffentlicher Teilnahme ein Stein mit Tafel in der Nähe des Bahnhofs in Crawinkel enthüllt. Die Schirmherrschaft für die Veranstaltung übernahmen Frau Petra Heß aus Crawinkel, Mitglied des Deutschen Bundestages, Herr Gerd Kratsch aus Ohrdruf sowie Herr Johannes Alt aus Gehren, Vorsitzender des Jonastalvereins. Als weiteren Ehrengast begrüßten wir mit großer Freude den Heeresattaché und Stellvertreter des Verteidigungsattaché der französischen Botschaft in Berlin, Herrn Oberst im Generalstab Bertrand Pflimlin. Er verlieh der Veranstaltung einen besonderen, symbolischen Charakter. Ebenso konnten wir die stellvertretenden Landräte aus dem Kreis Gotha und dem Ilm-Kreis begrüßen.
Nachdenklich und gleichzeitig hoffnungsvoll stimmten die verschiedenen Reden. Die Schirmherrin und Bundestagsabgeordneten Petra Heß aus Crawinkel sprach den Anwesenden aus dem Herzen: „…Heute stehen wir hier und haben längst schon die Lehren gezogen aus der Geschichte. Wir haben gelernt, dass der Salonwaggon Nr. 2419 D weder Symbol für Sieg noch für Niederlage ist, sondern in erster Linie für das Unheil steht, welches den Menschen durch die beiden Weltkriege widerfahren ist... Entscheidend ist aber, dass auch die Feindschaft zwischen unseren beiden Ländern >>zerstört<< wurde. Und dass diese Feindschaft dauerhaft zerstört wurde und auf ihrer Asche eine wunderbare Freundschaft entstanden ist, zeigt die Tatsache, dass wir heute hier zusammen stehen!...“
Während Frau Heß und der Oberst den Stein gemeinsam enthüllten, starteten Tauben aus Crawinkel und flogen quer über den Platz. Mögen sie symbolisch als Botschafter des Friedens auch in Zukunft weiterhin deutliche Zeichen setzen und diese Stimmung tragen. Als geeignete Hintergründe für die Veranstaltung erwiesen sich neben der Zerstörung des Waggons bei Crawinkel die heutige Freund- und Partnerschaft zwischen Franzosen und Deutschen, der 50. Jahrestag der Gründung der EU sowie der 62. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges.