Der besondere Beitrag dieses Projektes
Wir sind uns der Bedeutung dieses Waggons für die europäische Geschichte bewusst und sehen darin ein Chance, diese noch besser kennen zu lernen, um die Gegenwart begreifen und die Zukunft gemeinsam gestalten zu können. So wie die jahrelange Partnerschaft zwischen dem Freistaat Thüringen und der französischen Region Picardie unterhalten auch viele Städte und Gemeinden wie zum Beispiel Crawinkel selbst partnerschaftliche Beziehungen zu französischen Partnern. Unter diesem Gesichtspunkt verstanden wir dieses Vorhaben auch als deutliches Zeichen der heutigen Freundschaft, Verständigung und auch des Friedens in Europa. Ebenso sehen wir durch dieses Projekt auch eine weitere Chance für einen sanften Tourismus in unserer Region. Anfragen zur Geschichte des Waggons und zu seinem Verbleib erreichen uns regelmäßig nicht nur aus Thüringen.
Oberst i.G. Bertrand Pflimlin, später zum General befördert und inzwischen im Ruhestand, bezeichnete die Grundsteinlegung für einen öffentlichen Informationspunkt in Bahnhofsnähe 2007 als weiteren Meilenstein auf dem Freundschaftsweg, den unsere beiden Länder seit nun mehr als 60 Jahren gemeinsam gebahnt haben. Er hatte später ein Buch über Gedenkstätten in Deutschland geschrieben, die für Franzosen wichtig sind - Crawinkel ist dabei. Er sagte damals am 05. Mai 2007: „Einer Sache gedenken heißt nicht, dass man an der Vergangenheit festhalten muss. Es geht vielmehr darum, sich daran zu erinnern, um die eigenen Fehler nicht zu wiederholen. Diese deutsch-französische Erinnerungspflicht kommt in gemeinsamen Veranstaltungen, wie zum Beispiel der heutigen, zum Ausdruck. Solche Veranstaltungen bilden - zusammen mit der Erziehung und der Bildung, der Kenntnis unserer Sprachen und unserer Länder - den Schmelztiegel der Freundschaft zwischen Völkern. Meine Damen und Herren, vor 62 Jahren wurde der Eisenbahnwagen von Compiègne, in dem der Waffenstillstand 1918 und später mit Hitlers Racheabsichten die Kapitulation Frankreichs 1940 unterzeichnet wurden, an dieser Stelle im Thüringer Wald zerstört. So verschwand plötzlich das, was die Feindschaft zwischen Deutschland und Frankreich symbolisierte, diese Feindschaft, die im Laufe der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu 2 blutigen Weltkriegen geführt hatte. Die Geschichte des Eisenbahnwagens von Compiègne ist sehr eng mit unserer gemeinsamen schmerzlichen Geschichte verknüpft. Ihr plötzliches Ende symbolisiert in gewisser Hinsicht den Anfang einer neuen Ära in den deutsch-französischen Beziehungen. Indem sie bereit waren, ihre Zwietracht hinter sich zu lassen, haben unsere beiden Länder entschlossen den Weg des Friedens und der Freundschaft eingeschlagen…“
Am 5. Mai 2007 unterstrich auch Herr Kratsch aus Ohrdruf die Ziele des Projektes, der viele Jahre davor zuerst die Idee für einen Informationspunkt hatte, die ich später in seinen Unterlagen in Form einer ersten Skizze fand. Seit dem lies mich der Gedanke daran nicht mehr los und ich wurde über Nacht irgendwie zum Motor für die Umsetzung. Ohne Herrn Dankmar Leffler aus Crawinkel wäre dies aber nicht möglich gewesen. Herr Kratsch zitierte den ehemaligen Bundespräsidenten R. v. Weizsäcker als nachdenkliche Motivation, diesem Projekt weitere Unterstützung und Aufmerksamkeit zu gewähren:
„Wir alle, ob schuldig oder nicht, ob jung oder alt, müssen die Vergangenheit annehmen. Wir alle sind von ihren Folgen betroffen und für sie in Haftung genommen. Jüngere und Ältere müssen und können sich gegenseitig helfen, zu verstehen, warum es lebenswichtig ist, die Erinnerung wach zu halten.“