Dieses Buch widmete ich den im Herbst 2009 verstorbenen Dr. Klaus Herber aus Arnstadt und den bereits 2007 verstorbenen Kai Nollenberger („Speedy“) aus Mainz. Beide Jonastal-Forscher bestärkten mich darin, selbst zu forschen und ausreichend Motivation zu entwickeln, auch nach Rückschlägen immer weiter zu machen.
Im Mittelpunkt der Titelseite sieht der Betrachter drei Eiszapfen im Durchgang eines ehemaligen Munitionsbunkers in der Luftmunitionsanstalt I/IV Crawinkel, wo zum Kriegsende ein Häftlingslager untergebracht wurde. Das zweite Foto entstand während des Buchenwald-Prozesses 1947 in Dachau und zeigt den Angeklagten Dr. Werner Greunuss (Siehe S. 71 ff.!). Den Untergrund des Buchbezuges bildet ein Foto von der Baustelle Jonastal im Herbst 1945 (Siehe S. 298!).
Die drei Eiszapfen stehen symbolisch für drei Dinge:
für den Decknamen S III, für die Jahreszeit, in der das Bauvorhaben durchgepeitscht wurde und für die menschliche Kälte, die all die Grausamkeiten und das Leid erst ermöglichte.
Ansporn, dieses Sachbuch zu schreiben, war für mich eine Erzählung von Fred Wander über seine Erlebnisse während seiner Inhaftierung in verschiedenen Ländern Europas bis hin zur eindrucksvoll beschriebenen „Hölle in Crawinkel“, meinem Wohnort. Weitere Überlebende, die zuvor in anderen Konzentrationslagern und Außenkommandos eingesperrt waren und durchaus vergleichen konnten, sprachen später wie er übereinstimmend von der „Hölle in S III“.
Darauf habe ich mit dieser Veröffentlichung ein besonderes Augenmerk gelegt, neue Spuren aufzeigt und den aufmerksamen Leser selbst zum „Geh denken“ angeregt. Ich legte einen aktualisierten Forschungsbericht vor und fasste viele meiner bisherigen Einzelveröffentlichungen in Tageszeitungen und Zeitschriften der letzten Jahre zusammen. Schwerpunkte bildeten dabei die Häftlingslager des Außenkommandos S III von Buchenwald, der Sinn und Zweck sowie der Baufortschritt des gleichnamigen Bauvorhabens. Für mich ging es dabei primär nicht um die Lösung eines Rätsels oder die Aufdeckung einer Verschwörung im Jonastal. Zur Aufklärung der Vorgänge und Straftaten sowie zur Identifizierung von echten und neuen Spuren war meiner Ansicht nach vielmehr eine gewisse Tatortarbeit notwendig. Wer Märchen und Legenden zum Thema in die Welt setzt, soll sich bitte auch selbst um die Beweisführung dafür kümmern
Die zentrale Gliederung bei der Anfertigung meines Ermittlungsberichts basiert auf den kriminalistischen Elementen Tatortbeschreibung, der Spurensicherung und Spurenauswertung. Die Forschungsarbeiten und Veröffentlichungen von Dr. Helga Raschke, Oberst a.D. Dieter Zeigert sowie die Veröffentlichungen zu den jahrzehntelangen Recherchen von Gerhardt Remdt und Günter Wermusch sowie Ulrich Brunzel dienten als wichtige Grundlagen für diese Publikation.
Mit diesem Buch soll den unbekannten Häftlingen ein menschliches Antlitz verliehen und ihnen ein würdiger Platz in der Geschichte eingeräumt werden. Aus diesem Grunde werden im besonderen Maße eine Reihe von Häftlingsschicksalen stellvertretend für alle Häftlinge von S III geschildert. Exemplarisch verdeutlicht dieses Sachbuch auch das Leiden der Gefangenen im NS-Lagersystem und die Kriegsverbrechen in der Endphase des Zweiten Weltkrieges in unserer Thüringer Heimat.
Wer die Vergangenheit nicht kennt, ist dazu verurteilt, sie zu wiederholen.
George Santayana
Dieses Buch ist allen Opfern des Zweiten Weltkrieges gewidmet und den Menschen, die ihr Leben im Kampf um die Befreiung unseres Vaterlandes vom Nationalsozialismus gaben.
Anfang 1945 spürten die Menschen in Thüringen die Auswirkungen des Krieges deutlich. Sirenengeheul, Bombenangriffe, Ströme von Flüchtlingen aus dem Osten und von Evakuierten aus dem Westen.
Zehntausende von KZ-Häftlingen und Zwangsarbeitern mussten in unterirdischen Stollensystemen in Thüringen in der Rüstungsproduktion arbeiten oder ...
Ab November 1944 entstand im Jonastal ein Stollensystem über dessen Hintergründe bis zur Gegenwart immer wieder neue Gerüchte die Runde machen. War ein Führerhauptquartier geplant? Was fanden die
Sieger in diesem Gebiet vor? Gibt es noch heute unbekannte, vielleicht sogar fertig eingerichtete Stollen? Was ist von all dem nachweisbar?
Neben den vielfältigen Spekulationen rund um die Baustelle im Jonastal gibt es mittlerweile Sachzeugnisse, vor allem Fotos sowie Zeitzeugen- und Forschungsberichte, die endlich Antworten auf die
gestellten Fragen liefern. Der Autor forschte nach den Hintergründen des Bauvorhabens im Jonastal. Er weist nach, dass das Außenkommando S III von Buchenwald rund zwei Monate in Ohrdruf
weitestgehend selbständig verwaltet wurde und damit zeitweilig drei eigenständige Konzentrationslager in Thüringen existierten. Neben dem Nord- und dem Südlager Ohrdruf geht der Autor besonders
auch auf die bisher wenig dokumentierten Außenlager Crawinkel und Espenfeld ein. Mögen sich die Leser von diesem eindrucksvollen und gleichzeitig bedrückenden Tatortbericht über das letzte
Führerhauptquartier in Thüringen fesseln lassen!
Aus dem Inhalt:
Zum Geleit
Gedanken zu einer bewegenden Veranstaltung
Der Tatort
Tatortbericht
Der Obama-Effekt
The horrors of S III
Amerikanische Augenzeugen sahen Schreckliches
Deutsche Augenzeugen berichteten
Nachkriegsprozesse und Verfahren
Ermittlungsakte Jonastal
Geschichtliche Hintergründe
Baustelle „Jonastal" bei Arnstadt
Die Stolleneingänge im Jonastal
Demontage der Baustelle
Gedenkkultur Jonastal
Spurenauswertung
Ermittlungsakte Olga
Einführung
Der Truppenübungsplatz Ohrdruf
Die Ausweichführungsstelle des OKH
Das Führerhauptquartier in Thüringen
Spurenauswertung
Ermittlungsakte S III
Das Lagersystem im Dritten Reich
Häftlingsschicksale
Das Außenkommando S III von Buchenwald
Spurenauswertung
Anhang
Fotodokumentation Winter 2010
Archivverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Literaturverzeichnis
Autoren-Porträt